Die Belohnungen im ewigen Reich Gottes sind mehr wert als das zeitliche Opfer, was man dafür bringt.Manchmal braucht es nur ein bisschen Freundlichkeit, um uns daran zu erinnern, wie sehr sich unser Gott um uns kümmert. Vielen Dank für eure großen Herzen, eure Liebe, Gebete und Geschenke – sie sind ein großer Beitrag.Gemeinsam dürfen wir über grossartige Ernte freuen.
Prison Ministry
„Wirst du für mich da sein?“
Fri , 2-12-2011 3745 views
Anis und Nawal Barhoum vom House of Light versuchen Menschen, die eine Gefängnisstrafe verbüßen, eine neue Perspektive zu geben. Hier das Beispiel von Paul.
Von Nawal Barhoum
Paul* hatte es bisher wahrhaftig nicht leicht im Leben. Von frühster Kindheit an wuchs er in einer zerrütteten Familie auf. Sein Vater war Alkoholiker und wurde oft gewalttätig, was die ganze Familie zu spüren bekam. Auch Paul wurde oft geschlagen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er bald nach etwas suchte, womit er seinen Schmerz betäuben konnte. Er griff zu Drogen. Aus Rauschgiftkonsum wurde Drogenhandel. Obwohl ihm der lukrative Zusatzverdienst ein gutes Gefühl vermittelte, befand er sich bald in einer gefährlichen Abwärtsspirale. Doch eines Tages nahm Pauls Leben eine plötzliche Wende: Er fand sich wegen Drogenmissbrauchs im Gefängnis wieder. Aber auch diese Strafe brachte ihn nicht dazu, sein Leben zu ändern. Die Abwärtsspirale nahm noch lange kein Ende. Während der folgenden 26 Jahre war er immer wieder im Gefängnis, einmal sogar 15 Jahre am Stück. Vor sieben Jahren kam Paul in Kontakt mit meinem Mann Anis und dem Team vom House of Light. Fünf Jahre lang bemühten sie sich, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Und genau so lange lehnte Paul diese Bemühungen hartnäckig ab. Dennoch suchte Anis regelmäßig Pauls Zelle auf, nur um jedes Mal neu zu hören, er solle ihn bloß mit seinem Gott in Ruhe lassen.
Das Team ließ sich nicht beirren, und Gott arbeitete an Paul. An Weihnachten 2008 sprach er dann mich, Nawal, an, weil er sich schämte, zu Anis zu gehen, nachdem er ihn jahrelang zurückgewiesen hatte. Ich wusste, was Paul in diesem Moment hören musste: „Anis ist dir nicht böse. Hab keine Angst, ihn anzusprechen.“ Paul fasste sich ein Herz, ging auf Anis zu und fragte ihn unverblümt: „Wirst du für mich da sein, wenn ich entlassen werde?“ Diese Frage drückte seinen letzten Funken Hoffnung aus, doch noch ein neues Leben finden zu können. Paul sehnte sich nach Liebe. Und als er es endlich gewagt hatte, über seinen Schatten zu springen, stellte er fest, dass Liebe tatsächlich existierte. Das House of Light-Team hatte ihm immer wieder Gottes Liebe gezeigt. Dadurch konnte Paul sich dieser Liebe öffnen. Im Dezember 2009 vertraute er sein Leben Jesus an.
Vier Monate später wurde Paul entlassen. Während dieser Zeit hatte er mit Anis eine enge Beziehung aufgebaut. Sie beteten zusammen, unterhielten sich über die Bibel, und Paul rief Anis so oft an, wie es für ihn nötig war. Als er entlassen wurde, stand Anis zu seinem Versprechen und half Paul, eine Arbeit und eine Unterkunft zu finden, und traf sich weiter mit ihm. Doch das Leben nach 26 Jahren Gefängnis ist alles andere als einfach. Da man in Haft wegen jeder Kleinigkeit um Erlaubnis bitten muss, kann die Freiheit des normalen Lebens zur völligen Überforderung werden. Hinzu kam, dass Paul bis vor seiner Inhaftierung seinen Lebensunterhalt durch den Drogenhandel bestritten hatte. Er hatte nie gelernt, sein Geld ehrlich zu verdienen. Seine alten Freunde, die ihn hin und wieder anrufen, stellen eine permanente Versuchung dar. Paul weiß, wie leicht es wäre, in sein altes Leben zurückzufallen, doch er geht in der Abhängigkeit von Jesus vorwärts und lernt immer mehr, welchen Unterschied der Glaube im Leben macht. In den vergangenen eineinhalb Jahren musste Paul mit Gottes Kraft wieder lernen, seinen eigenen Verstand zu gebrauchen und selbst Entscheidungen zu treffen. Wir beten, dass der Herr ihn darin führt, wissen aber auch, dass sein Weg noch lange nicht abgeschlossen ist.
Im Laufe unserer langjährigen Gefängnisarbeit haben wir bereits viele Menschen wie Paul kennen gelernt. Gerade deshalb setzen wir vom House of Light uns nicht nur in der Gefängnisarbeit ein, sondern auch in der Kinder- und Jugendarbeit. Es bricht uns das Herz, wenn wir sehen, wie junge Leute, genau wie Paul, einen falschen Weg einschlagen und auf die schiefe Bahn geraten. Es ist unser Wunsch, nicht nur auf solche Schicksale zu reagieren, sondern aktiv die junge Generation zu erreichen, zum Beispiel durch die King’s Kids-Gruppen, die sich im House of Light treffen. Es ist uns ein großes Anliegen, junge gläubige Menschen bei ihren ersten Schritten auf ihrem Weg mit Jesus zu begleiten und ihnen zu helfen, zu reifen Christen heranzuwachsen. Bitte beten Sie für die jungen Menschen in unserer Arbeit, aber auch für Paul, dass er seinen Weg mit Jesus treu geht.
*Name geändert